Vertrauenskultur im Unternehmen erkennen und Wunscharbeitgeber finden
„Wir gehen vertrauensvoll und offen miteinander um" – Aussagen wie diese zieren viele Unternehmensleitbilder und Führungsgrundsätze. Unternehmen und Organisationen wollen sich damit von ihren Wettbewerbern abheben und eine starke Arbeitgebermarke erzeugen, die Talente anzieht. Oftmals beschreibt dieser Satz aber nicht die reale Unternehmenskultur, sondern lediglich ein Wunschbild. Wie Du erkennen kannst, ob Dein zukünftiger Arbeitgeber tatsächlich eine tragfähige Vertrauenskultur pflegt, liest Du in diesem Blogartikel.
Die meisten Menschen bleiben heute schon bedingt durch die strukturellen Änderungen und technischen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte in Arbeitswelt und Gesellschaft nicht mehr jahrzehntelang bei ein und demselben Arbeitgeber. Doch die Gründe für einen Wechsel in ein anderes Unternehmen sind zumeist sehr persönlich: Die eigenen Aufgaben sind nicht mehr fordernd sondern eher langweilig geworden; Eigene gute Ideen und Impulse werden nicht gehört; Es wird dauerhaft keine Wertschätzung der eigenen Leistung durch positives Feedback erfahren oder aber gemobbt; Persönliches Wachstum wird nicht gefördert und es ist daher schwer, sich weiter zu entwickeln; …
Es kann viele Gründe geben, die den Wunsch nach einem Wechsel vorantreiben, seien sie nun fachlicher Natur oder aber der Unternehmenskultur geschuldet. Die gerade genannten Gründe habe ich selbst in persönlichen Gesprächen im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis oft genug gehört. Sie sprechen aus meiner Sicht durchweg für ein Miteinander, dass nicht vertrauensvoll und ebenso wenig konstruktiv ist. Vertrauenskultur? Fehlanzeige!
Vertrauen ist die Grundlage für Wachstum
Doch genau die wünschen sich sehr viele Menschen im Job. Es scheint so, als könnten wir unser Potenzial in einer Vertrauenskultur am besten entfalten. Und wen sollte das wundern? Ist Vertrauen nicht bereits die fundamental wichtigste Zutat für die Entwicklung eines Kindes, für die Entfaltung seines Potenzials, für die erfolgreiche Entwicklung von Strategien? Also ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Menschen eine Vertrauenskultur als Arbeitsumfeld wünschen, denn sie ist eine starke Unternehmenskultur, die die Mitarbeiter stärkt und voranbringt.
Bei einem angestrebten Jobwechsel stellt sich dann natürlich die Frage, wie Du herausfinden kannst, welche Unternehmenskultur beim zukünftigen Wunscharbeitgeber gelebt wird, welche Werte für ihn zentral sind und ob dort ein vertrauensvolles und konstruktives Miteinander gefördert wird.
Drum prüfe, wer sich (zeitweise) bindet
Doch wie findest Du das heraus? Heutzutage hast Du als Jobsuchender genügend Möglichkeiten, den potentiellen Wunscharbeitgeber schon vor der eigentlichen Bewerbung auf Herz und Nieren zu prüfen:
Wie wirkt der Webauftritt des Unternehmens insgesamt? Gibt es interessante und langjährige Referenzen/Kunden? Gibt es ein Leitbild und wenn ja, welche zentralen Werte sind dort verankert? Welche Unternehmenskultur wird daraus abgeleitet? Und so weiter.
Wenn es ein Leitbild gibt und die dort verankerten Werte mit den eigenen matchen, ist das gut. Doch woher weißt Du denn nun, ob diese auch tatsächlich gelebt werden? Das ist eine gute Frage und die Antwort muss aus meiner Sicht lauten: Du kannst es natürlich nicht mit völliger Sicherheit wissen, bevor Du selbst Teil dieses Unternehmens bist und es wirklich im täglichen Miteinander erfährst.
Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, etwas herauszufinden, wie zum Beispiel Kununu: Hier kannst Du Dir ein Bild machen, falls es Bewertungen gibt. Sicherlich ist das nicht das ganze Bild, denn es handelt sich um subjektive Bewertungen einzelner Personen. Ich finde der Blick auf diese Plattform ist dennoch angebracht, denn wenn ein Unternehmen dort schon seit einigen Jahren recht kontinuierlich von bestehenden und auch ehemaligen Mitarbeitern bewertet wird, lässt sich durchaus etwas herauslesen, auch zwischen den Zeilen.
Im persönlichen Gespräch aktiv fragen!
Ein persönliches Gespräch im Zuge einer Bewerbung vermittelt aber den besten Eindruck. Also würde ich nach einer ersten Prüfung der Fakten im Netz einfach loslegen und mich bewerben, falls mein erster digitaler Eindruck gut ist.
Es ist wichtig, genau hinzuhören, was im Gespräch zur Unternehmenskultur insgesamt und zu einzelnen Aspekten wie Kommunikationsstil, Eigenverantwortung, Wertschätzung, Vertrauen und persönlichem Wachstum gesagt wird. Werden solche Aspekte überhaupt angesprochen? Oder nur zwischen den Zeilen transportiert? Welche Botschaft steckt dahinter? Wird der Eindruck einer positiven Unternehmenskultur geweckt?
Darüber hinaus solltest Du Dir eigene Fragen überlegen, die auf den Bereich der Unternehmenskultur abzielen und deren Beantwortung Hinweise auf die tatsächlich gelebte Kultur geben kann. Hier einige Anregungen:
- Inwieweit wirkt sich der zentrale Wert „Vertrauen“ auf das tägliche Miteinander der Mitarbeiter aus? Versuche herauszufinden, ob Silowissen vorherrscht oder aber geteiltes Wissen; Herrscht gemeinsame Lösungsorientierung vor, gemeinsames Lernen, wechselseitiges Fordern und Fördern, keine Angst vor dem persönlichen Wachstum der anderen, gemeinsame Freude an Erfolgen.
- Wie wird Eigenverantwortung und der Wunsch nach eigenverantwortlichem Arbeiten bewertet? Dies sollte eindeutig erwünscht sein, denn Vertrauen gibt genau diesen Raum, während Misstrauen auf Kontrolle und Vorgaben setzt.
- Wie wird das Streben nach persönlichem Wachstum bewertet? Auch das sollte eindeutig erwünscht sein, denn das persönliche Wachstum jedes einzelnen Mitarbeiters kommt immer der Gesamtheit und dem Unternehmen zugute. Fällt die Antwort auf diese Frage zögerlich aus, könnte das ein Hinweis auf fehlendes Vertrauen in die Mitarbeiter sein: Manche Arbeitgeber haben Angst davor, dass Mitarbeiter bei ihnen wachsen, sich entwickeln und dann zu einem Wettbewerber abwandern. In einer Vertrauenskultur setzt die Unternehmensführung darauf, dass die Mitarbeiter wachsen und dennoch bleiben, da diese Kultur einen großen Mehrwert für alle bietet.
- Gibt es einen offenen abteilungs- und hierarchieübergreifenden Kommunikationsstil? Wo Vertrauen herrscht, wird offen und angstfrei kommuniziert, über alle Ebenen hinweg. Führungskräfte und Mitarbeiter sollten einander zuhören können und auch die Führungskräfte sollten konstruktiv kritisiert werden dürfen.
- Gibt es eine gute Feedbackkultur? Vertrauen fördert gegenseitiges Feedback über Verhalten, Leistung und Wirkung. Konstruktive Kritik sollte in einer funktionierenden Vertrauenskultur genauso zum Alltag gehören wie Lob und Bestärkung.
- Praktizieren die Führungskräfte vorbehaltlos, was sie selbst von anderen verlangen? So sollte es unbedingt sein, denn eine vertrauensvolle Führung stiftet Glaubwürdigkeit. Wenn Management und Führungskräfte nicht vorleben, was propagiert wird, wird das Vertrauen der Mitarbeitenden verspielt.
Falls Du der Meinung bist, dass man diese Fragen so direkt nicht stellen sollte, kann ich nur sagen: I don’t agree! Das Gegenteil ist der Fall. Denn wenn in einem Unternehmen eine funktionierende Vertrauenskultur mit ihren vielen Facetten wirklich gelebt wird, gibt es keinen Grund, damit hinter dem Berg zu halten und daher werden solche Fragen gerne beantwortet.
Vielmehr wird ein solcher Arbeitgeber es von sich aus wichtig finden, das Thema Unternehmenskultur im Bewerbungsgespräch anzusprechen und seine eigene starke Kultur zu bewerben. Denn es ist wichtig für ihn, neue Mitarbeiter zu gewinnen, die nicht nur fachlich etwas zu bieten haben. Mindestens genauso wichtig ist es, dass sie sich mit den Unternehmenswerten identifizieren und diese mit tragen und leben. Denn nur so kann diese Kultur in ihrer Dynamik weiter bestehen, sich entwickeln und möglicherweise auch noch weiter positiv verändern.
Fazit
Unternehmen mit einer echten Vertrauenskultur kann man erkennen, wenn man sich im Vorfeld einer Bewerbung bereits gut informiert und dann im persönlichen Gespräch sehr genau hinhört. Darüber hinaus ist das aktive Erfragen einiger Aspekte sehr hilfreich. Ein Arbeitgeber, der über eine lebendige Vertrauenskultur verfügt, wird es begrüßen, wenn ein Bewerber dieses wichtige Thema von sich aus anspricht.
Wir bei der infinitas GmbH leben eine echte Vertrauenskultur und unsere Unternehmenswerte, die wir in unserem Unternehmensleitbild festgehalten haben. Das Besondere ist, dass wir unser Leitbild gemeinsam mit allen Mitarbeitern entwickelt haben, denn wir wollen keine Werte von oben vorgeben, sondern ein organisches Wachstum aus unserer Mitte.
Du interessierst Dich für den Entstehungsprozess unseres Leitbildes? Dann ist dieser Blogartikel genau richtig für Dich: Das Unternehmensleitbild: Das Kraftpaket aus gemeinsamen Werten für eine produktive Zusammenarbeit.
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