Die Digitalisierung ermöglicht den Zugriff auf Daten und Medien zu jeder Zeit und von nahezu überall. Damit rückt die strikte Trennung von Arbeits- und Privatleben immer mehr in den Hintergrund. Es gibt einen Namen für dieses Phänomen: Work-Life-Blending. Arbeitnehmer können zum Teil oder auch komplett im Homeoffice arbeiten, ihre Zeiten sehr individuell planen und in der Arbeitszeit Privates erledigen. Klingt vielversprechend, doch nicht jeder Arbeitnehmer oder Arbeitgeber ist überzeugt.
Welche Bedeutung Work-Life-Blending in der Arbeitswelt hat und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringen kann, lesen Sie in diesem Blogartikel.
Work-Life-Blending beschreibt die Vermischung von Arbeit und Privatleben und verweist auf das Phänomen, dass im Alltag eine wirklich eindeutige Zuordnung zu einem der beiden Bereiche, wie sie vor Jahrzehnten noch möglich war, immer schwieriger wird. Die Möglichkeiten von extrem flexiblen und freien Arbeitszeitmodellen, wie beispielsweise der Vertrauensarbeitszeit, tragen dazu entscheidend bei. Somit entspricht der Begriff der Work-Life-Balance immer weniger der Arbeitsrealität: Anstelle eines möglichst effizienten Ausgleichs zwischen Arbeit und Freizeit ist das neue Ziel, einen fließenden Übergang zwischen beiden Lebensbereichen zu schaffen.
Diese Verschmelzung ist für manche Arbeitnehmer eine sehr unschöne Vorstellung, während andere einfach Lust darauf haben und viele Vorteile sehen. Das liegt sicher auch an der grundsätzlichen Einstellung gegenüber der eigenen Arbeit: Für wen sie eine mühsame Pflicht darstellt, die erfüllt werden muss, der wird natürlich tunlichst vermeiden, irgendeinen Aspekt seiner Arbeit in seinen gut gehüteten privaten Bereich hineinzulassen.
Wer in seiner Arbeit Erfüllung und Freude findet und sich einfach gerne gedanklich damit beschäftigt, für den sind die Grenzen möglicherweise leichter als fließend anzusehen.
Natürlich gibt es noch andere wichtige Aspekte von Work-Life-Blending. Einige Vor- und Nachteile hier einmal im Überblick:
Das hohe Maß an Flexibilität, das durch Work-Life-Blending entsteht, ist zwar toll, aber wenn wir im Kopf bei den alten Mustern mit festen Zeiten und klarer Trennung von Arbeit und Privatleben bleiben, können wir sie nicht wirklich unbeschwert genießen und nutzen.
Es gilt also, sich möglichst voll umfänglich darauf einzulassen und alte und starre Muster hinter sich zu lassen, denn sonst schleicht sich allzu oft ein schlechtes Gewissen ein, weil wir einfach gelernt haben: Private Angelegenheiten gehören in die Freizeit und die beginnt erst nach Feierabend.
Work-Life-Blending bedeutet nicht automatisch, dass Sie jederzeit bereit sind, sich in beiden Bereichen zu bewegen und Aufgaben zu erledigen. Vielmehr ist eine kluge Planung der jeweiligen Aufgaben notwendig, die dann auch konsequent umgesetzt werden sollte, damit es nicht eine permanente Vermischung der Bereiche gibt.
Die Learnings aus den jeweils geplanten und umgesetzten Phasen sollten dann natürlich in die neue Planung einfließen. Das ist anfangs etwas aufwändiger, bietet aber die Chance, mit der Zeit den ganz eigenen passenden Weg zu finden.
Hier ist eine wichtige Frage zu beantworten: Wollen Sie tatsächlich ständig für alle erreichbar sein? Dabei dürfen Sie nicht vergessen, dass sie eigenverantwortlich die Entscheidung treffen, wer Sie wann erreichen kann. Überlegen Sie also, was für Sie ein guter Weg sein kann und probieren Sie aus, was gut funktioniert.
Schalten Sie beispielsweise nach Feierabend die jeweiligen Medien aus. Dieser vermeintlich kleine Schritt kann schon eine große Wirkung entfalten, es ist praktisch ein Miniatur-Detox, durch den Sie den Kopf freibekommen. Denn sind die Geräte erst einmal aus, schaut man wirklich nicht mehr nach Mails und Nachrichten.
Ich kann aus meiner praktischen Erfahrung und aus Gesprächen mit Kollegen bestätigen, dass es sehr gemischte Ansichten zu dieser Thematik gibt. So sind einige der Meinung, dass eine relativ strikte Trennung beider Bereiche wichtig ist, um beiden für sich wirklich gerecht zu werden. Während bei einer Verschmelzung eher das Privatleben leidet und der Arbeit zu viel Raum gegeben wird. Andere sind mit dem Konzept der Verschmelzung absolut zufrieden und sehen darin genau das, was sie brauchen.
Die Sicht darauf hängt sicher von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Persönlichkeit, den eigenen Bedürfnissen und den Lebensumständen. Letztlich muss jeder für sich selbst wissen oder herausfinden, ob Work-Life-Blending ein Konzept ist, dass für ihn infrage kommt. Es birgt auf jeden Fall Chancen, sich ein sehr individuelles Arbeits- und Lebensmodell zu erschaffen, doch es gilt auch, genau hinzuschauen, wo die eigenen Grenzen liegen.