Organisationale Resilienz: Ein Must-Have für erfolgreiche Unternehmen?

6 Min.
22.07.2020

In der Psychologie bezeichnet der Begriff Resilienz kurz gesagt die eigene Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit eines Menschen bezogen auf Veränderungen, Herausforderungen und auch Krisen in seinem Umfeld. Wer resilient ist, entwickelt durch den Rückgriff auf persönliche Ressourcen erfolgreiche Bewältigungsstrategien für schwierige Situationen und geht so gestärkt daraus hervor. Gilt diese Dynamik möglicherweise nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern auch für Unternehmen?

Und wenn das so ist, wie kann die Resilienz eines Unternehmens, die organisationale Resilienz, gefördert und gestärkt werden und welche Rolle spielt die Unternehmenskultur dabei?

(Bildquelle: Canva)

 

Resilienz und Erfolg hängen zusammen

Resilienz ist dem Menschen nicht einfach angeboren, sondern sie entsteht durch Interaktion mit der Umwelt. Entwicklung und Sozialisation spielen eine entscheidende Rolle, daher sind auch nicht alle Menschen gleich resilient. Letztlich besteht ein Spannungsfeld zwischen Resilienz und Vulnerabilität (Verletzlichkeit), dass durch viele Faktoren beeinflusst wird. Doch eines ist klar: je größer die Resilienz, desto höher die Chancen auf ein positives und erfolgreiches Leben.

 

Warum braucht es eine resiliente Unternehmenskultur?

Übertragen auf Unternehmen würde das bedeuten: Eine resiliente Kultur muss sich entwickeln, sie ist nicht einfach da. Und je widerstandsfähiger diese Kultur ist, desto größer die Chance für das Unternehmen, erfolgreich zu sein und zu wachsen. Das hört sich nicht besonders spektakulär an. Doch es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die die organisationale Resilienz beeinflussen und diese stärken oder schwächen können. Die Unternehmenskultur ist einer der ganz wichtigen Faktoren.

Die Zukunft von Unternehmen wird mehr noch als die Gegenwart von permanenten Veränderungen in hoch dynamischen Märkten, von disruptiven Umbrüchen im Bereich der (digitalen) Technologien, von immer anspruchsvolleren Kunden, vom Fachkräftemangel, steigendem Wettbewerbs- und Kostendruck und sicher auch von politischen Instabilitäten geprägt sein.

Um diesen Herausforderungen der VUCA-Welt heute und auch zukünftig nicht nur standzuhalten, sondern erfolgreich und gestärkt daraus hervorzugehen, müssen sie lernen, sich diesen Veränderungen immer wieder klug anzupassen. Ein aktuelles Beispiel für eine Krise, die weder lang- noch mittelfristig vorhersehbar war, ist die noch andauernde Corona-Krise.

Sie hat eines deutlich gezeigt: Unternehmen brauchen in der heutigen globalisierten Welt ein extrem hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität, um möglichst ultraschnell auf Herausforderungen oder auch Krisen reagieren zu können. Ein Beispiel: Wir arbeiten seit dem Beginn dieser Krise geschlossen im Homeoffice und konnten dies ultraschnell umsetzen, da es ohnehin ein ganz normaler Bestandteil unserer Arbeit ist. Unsere Unternehmenskultur, die von Vertrauen und Eigenverantwortung geprägt ist, macht es möglich.

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Die Fähigkeit zur Entwicklung einer agilen, innovationsfreundlichen, leistungs- und widerstandfähigen Unternehmenskultur mit starken Werten nimmt dabei einen zentralen Stellenwert ein. Denn genau solche starken und gemeinsam gelebten Werte sind ein ganz fundamentales Bindeelement innerhalb einer Kultur. Sie bilden einen stabilen Rahmen für das tägliche Handeln aller Unternehmensmitglieder, das gilt sowohl für interne Prozesse wie auch für die Arbeit am Kunden.

 

Die VUCA-Welt

Das Akronym VUCA steht für:

  • Volatility (Volatilität): Rasche und unberechenbare Veränderungen im Außen, die sich auf die Stabilität im Inneren auswirken.
  • Uncertainty (Unsicherheit): Zukünftige Entwicklungen sind nicht mehr so sicher prognostizierbar, daher funktionieren langfristige Pläne oftmals nicht mehr.
  • Complexity (Komplexität): Die wirtschaftlichen Kreisläufe sind so stark vernetzt, dass Ursache und Wirkung nicht mehr eindeutig zu identifizieren sind.
  • Ambiguity (Ambiguität): Beschreibt die Mehrdeutigkeit von Situationen oder Informationen. Kommunikationssituationen beinhalten häufig ein hohes Maß an Ambiguität.

Der Begriff VUCA-Welt verweist somit auf eine Umgebung, in der eben nicht mehr alles auf lange Sicht genauso Bestand hat, wie es gerade ist. In der man nicht mehr so einfach und sicher Prognosen treffen und darauf basierend planen kann, in der vieles weniger überschaubar geworden ist und in der die heute gültigen Prozesse vielleicht schon Morgen keinen Bestand mehr haben.

In einer solchen Umgebung brauchen Unternehmen eine große innere Stabilität und Tragkraft. Diese können sie mithilfe einer starken Unternehmenskultur erlangen.

 

Was macht eine starke und resiliente Unternehmenskultur aus?

Eine resiliente Kultur bringt viele Aspekte mit, die einen wichtigen Beitrag zum Erfolg eines Unternehmens leisten. Insbesondere sind hier aus meiner Sicht die folgenden zu nennen:

  • Sie ist geprägt von Offenheit, Achtsamkeit und Vertrauen
  • Sie basiert auf starken gemeinsam gelebten Werten
  • Fehler sind erlaubt und dienen der Weiterentwicklung
  • Persönliches Wachstum wird großgeschrieben
  • Kreativität und Innovationsbereitschaft werden gefordert / gefördert
  • Flexibilität wird gefordert / gefördert
  • Wissen wird bereitwillig und vertrauensvoll geteilt
  • Die Sinnhaftigkeit der eigenen Tätigkeit ist gegeben
  • Die Kommunikation wird in jeder Hinsicht gefördert, nach innen wie außen
  • Eigenverantwortung wird gefordert / gefördert
  • Ein starker Antrieb ist das gemeinsame leidenschaftliche Streben nach Erfolg

 

Welche Stärken ergeben sich daraus in der gelebten Praxis?

Eine Kultur, die diese Aspekte lebt, ist ein absoluter Magnet für Fachkräfte. Denn Mitarbeiter, und wir reden hier von gut ausgebildeten Fachkräften, verlangen bereits heute weit mehr von ihrem Arbeitgeber als ein gutes Gehalt. Heute sind gerade die Werte, die ein Unternehmen für sich beansprucht und in seiner Kultur verankert und lebt, ein gewichtiges Argument. Diese und auch der Sinn und das Ziel der eigenen Arbeit machen den Unterschied.

Eine Kultur, die selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Arbeiten mit kooperativen Führungskräften ermöglicht, steht hoch im Kurs. In einem solchen Umfeld mit flachen Hierarchien, in dem Kommunikation und Teamwork von Vertrauen und freiem Wissensaustausch geprägt sind und von einem leidenschaftlichen gemeinschaftlichen Streben nach Entwicklung und Erfolg getragen werden, wollen gut ausgebildete Fachkräfte, die ganz klar ein Treiber für die Innovationskraft sind, arbeiten. Denn in einer solchen Umgebung wird das Growth Mindset der Mitarbeiter gefordert und gefördert. Somit werden dem persönlichen Wachstum prinzipiell keine oder doch kaum Grenzen gesetzt. Mitarbeiter werden dazu ermutigt, ihre Komfortzone zu verlassen und so ganz neue Erfahrungen zu machen und ihre Grenzen zu erweitern.

All dies lässt sich sehr gut in einer Vertrauenskultur umsetzen, da hier Transparenz über alle Ebenen hinweg und in allen Bereichen gelebt wird. So wird der freie Austausch von Wissen und Ideen gefördert, alle Ideen sind gleich wertvoll und sollten geteilt werden, jeder Mitarbeiter kann sich abteilungsübergreifend mit seiner Kreativität einbringen. Das setzt allerdings echtes Vertrauen voraus und keines, das propagiert aber am Ende doch nicht gelebt wird.

Wer weiß, ob die nächste innovative Idee anstatt aus der üblichen Kreativ- oder Technikschmiede nicht aus einem ganz anderen Bereich kommt? Fehler sind dabei durchaus erwünscht bzw. auch Fehler werden nicht abwertend behandelt, sondern als ein starkes Lernelement im Entwicklungsprozess der Mitarbeiter und des Unternehmens betrachtet.

 

Weiterhin ist eine offene und von Vertrauen geprägten Unternehmenskultur ein guter Rahmen, um gemeinschaftlich proaktiv die Identifikation von möglichen Schwachstellen und größeren Herausforderungen voranzutreiben. Aufgrund solcher Erkenntnisse ist es möglich, frühzeitig zu agieren und so passende Strategien und Verhaltensweisen zu entwickeln, um zukünftige Herausforderungen gut vorbereitet meistern zu können. Eine Möglichkeit, auf nachhaltige Weise neue Verhaltensweisen zu etablieren um Schwachstellen oder Engpässen konstruktiv zu begegnen, ist der spielerische Ansatz von GoGREAT, den wir selbst bereits seit einigen Jahren erfolgreich in unserem Unternehmen nutzen.

Last not least möchte ich noch auf die Agilität zu sprechen kommen: Es ist für Unternehmen wirklich wichtig, agil und anpassungsfähig zu sein. Stichworte sind hier: wachsende Ansprüche der Kunden, dynamische Märkte und auch die Schlagzahl der Entwicklung immer neuer technischer Innovationen.  Agil zu sein bedeutet, sich all diesen Anforderungen in immer neuen Situationen und Umfeldern immer wieder schnell anpassen zu können. Dafür müssen die eigenen Unternehmensprozesse agil und intelligent gestaltet werden, wofür es eine wirklich gute und auch nachhaltige Zusammenarbeit in den Teams und genauso zwischen den Teams braucht.

Somit kann die Unternehmenskultur mit all ihren Aspekten bei entsprechend bewusster Förderung ein sehr starker Unterbau organisationaler Resilienz und somit ein Treiber für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens sein. Und damit letztlich für den Erfolg.

Ein Zusammenhang zwischen der individuellen Resilienz der Mitarbeiter und der des Unternehmens ist naheliegend. Dies sollte bei der Förderung und Stärkung einer resilienten Kultur beachtet werden. Ebenso ist es notwendig, die Führungskultur anzupassen: Der Führungsstil sollte kooperativ sein und die oben genannten Aspekte wie selbstbestimmtes Arbeiten, permanentes Lernen, Kreativität, Innovationsbereitschaft sowie eigenständiges unternehmerisches und visionäres Denken stärken.

 

Fazit

Die Entwicklung und Etablierung einer gesunden und resilienten Unternehmenskultur ist sicher ein strategischer Wettbewerbsvorteil und sollte daher ein Must-Have für jedes Unternehmen sein. Bei der Entwicklung der entsprechenden kulturellen Aspekte sollte beachtet werden, dass Resilienz nicht durch eine DIN-genormte Kultur geschaffen wird.

Selbstverständlich braucht es dafür einige ganz bestimmte Merkmale. Diese orientieren sich aber immer an der Unternehmenspersönlichkeit, die idealerweise klar hervorgehoben werden sollte. Jedes Unternehmen ist in gewisser Weise ein Individuum und hat somit auch eine ganz eigene, gewachsene Kultur. Produkte und Dienstleistungen sind in der Regel austauschbar, Unternehmenspersönlichkeit und  -kultur sind dagegen ein starkes Alleinstellungsmerkmal.

Genau wie bei der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen geht es auch bei Entwicklungsprozessen in Unternehmen immer darum, zu schauen, wo es noch Entwicklungspotenzial gibt. Welche Stärken sollten unbedingt ausgebaut werden? Welche Aspekte müssen neu hinzukommen, welche dürfen es und welche dürfen vernachlässigt werden? Denn es geht bei der Entwicklung einer gesunden Resilienz auch immer um ein kluges Management der eigenen Ressourcen im eigenen Umfeld.

Wir bei der infinitas GmbH setzen voll und ganz auf die Tragkraft unserer offenen Vertrauenskultur, in der wir unsere gemeinsamen Werte wie Vertrauen, Achtsamkeit und Respekt täglich leben und weiter festigen. Wir fühlen uns allen Aufgaben und Herausforderungen gewachsen, denn gemeinsam sind wir stark. Und wie möchtest Du arbeiten?

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