Fixed vs. Growth Mindset: Auswirkungen auf Selbstbild und Erfolg

5 Min.
08.06.2022

Warum entwickeln sich manche Menschen ihr Leben lang immer weiter und werden erfolgreich im privaten sowie beruflichen Leben, während andere an einem bestimmten Punkt ihrer Entwicklung stehenbleiben und nur von Zielen und Erfolgen träumen, ohne diese wirklich zu erreichen? Haben die einen eben Talent und die anderen nicht? Ganz so einfach ist es nicht.

Was unser Mindset mit unserer Entwicklung, unseren Erfolgen und Niederlagen zu tun hat und ob wir es beeinflussen und verändern können, erfährst Du in diesem Artikel.

(Bildquelle: Canva)

 

Die US-amerikanische Psychologin und Stanford-Professorin Carol Dweck beschäftigt sich seit mehreren Jahrzehnten mit der Frage, warum sich manche Menschen zeitlebens weiterentwickeln, während andere in ihrer Entwicklung stagnieren. Die Antwort, die sie gefunden hat, ist durchaus überraschend: Es ist nicht in erster Linie das Vorhandensein von Talenten entscheidend für unsere Entwicklung und damit für unsere Erfolge. Der viel entscheidendere Faktor ist unser Selbstbild, das Mindset. Carol Dweck hat herausgestellt, dass uns kaum etwas so sehr prägt und beeinflusst, wie die Idee, die wir von uns selbst haben.

 

Erfolg oder Niederlage: Was würdest Du wählen?

Stell Dir vor, Du könntest zwischen Erfolg und Niederlage wählen, wofür würdest Du Dich entscheiden? Selbstverständlich für den Erfolg, nehme ich an. Was für eine absurde Frage … wer würde sich schon freiwillig für eine Niederlage entscheiden?

Eine ganz einfache Frage, die eines verdeutlicht: Wir verstehen diese beiden Begriffe zumeist als zwei feste Größen, von denen die eine als gut und erstrebenswert betrachtet wird, während die andere etwas Schlechtes ist, etwas Beängstigendes, das es möglichst zu vermeiden gilt.

Aber ist eine Niederlage wirklich etwas so Schlimmes? Beinhaltet der Mut zur Niederlage nicht immer auch die Chance, etwas Neues zu lernen und sich weiterzuentwickeln? Klar ist: Es gibt mehr als eine Idee von Erfolg und Niederlage.

 

Die fundamentalen Selbstbilder

Nach Carol Dweck gibt es zwei fundamentale Selbstbilder:

  1. Das „Fixed Mindset“: statisches, sich selbst begrenzendes Selbstbild
  2. Das „Growth Mindset“: dynamisches, wachstumsorientiertes Selbstbild

Wie sich diese beiden Selbstbilder auswirken, verdeutlicht das folgende Beispiel:

Stell Dir einen Tag vor, an dem scheinbar alles schiefgeht. Morgens kommst Du zu spät zu einem wichtigen Termin auf der Arbeit. Auf dem Heimweg wirst Du in der Bahn kontrolliert und stellst bei der Gelegenheit fest, dass Du keine Fahrkarte hast. Leider hast Du auch noch Deinen Schlüssel vergessen und Deine Nachbarn, die einen Zweitschlüssel haben, sind nicht zu Hause. Und als ob das noch nicht reicht, versetzt Dich ein wirklich guter Freund am Abend, nachdem Du Dich gestresst auf den Weg in die Stadt gemacht und eine ganze Stunde umsonst gewartet hast. Bingo!

Was würdest Du in einer solchen Situation fühlen und denken? Und welche Konsequenzen würdest Du ziehen?

 

Die Welt aus Sicht der beiden Selbstbilder

Typische Reaktionen aus Sicht eines statischen Selbstbildes sind Gedanken wie diese: "Warum muss so ein Termin auch so früh stattfinden? Keiner nimmt Rücksicht auf mich". "Alles hat sich gegen mich verschworen". "Mein Freund hat einfach etwas Besseres vor, als mich zu sehen". Diese Denkweise ist eng an Gefühle wie Wut oder Traurigkeit geknüpft und fördert einen Pessimismus, der unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. 

Das kann noch weitergehen: "Ich bin ein Versager". "Ich werde es nie hinbekommen". "Niemand will wirklich etwas mit mir zu tun haben". Mit anderen Worten: Diese Menschen sehen in den Ereignissen ein Urteil über sich selbst und ihren Wert als Person. Und sie werden wahrscheinlich die Konsequenz ziehen, sich zukünftig nicht mehr so sehr für irgendetwas anzustrengen, denn es hat ja ohnehin keinen Sinn.

Aus Sicht eines dynamischen Selbstbildes stellen sich die gleichen Ereignisse ganz anders dar: "Ich bin einfach zu spät schlafen gegangen und habe darum verschlafen. Nächstes Mal muss ich vor so einem wichtigen Termin früher ins Bett gehen". "Ich finde sicherlich eine gute Strategie, die mir hilft, meine Fahrkarte und meinen Schlüssel nicht mehr zu vergessen". "Hoffentlich geht es meinem Freund gut, er versetzt mich nicht ohne einen guten Grund".

Hier sind ganz klar optimistische Gedanken im Vordergrund. Die Konsequenz aus den Erfahrungen des „miesen“ Tages ist hier, bei sich selbst zu schauen, wie es besser laufen kann und vor allem darauf zu vertrauen, dass es nächstes Mal ganz sicher besser klappt, weil man ganz einfach dafür sorgt. So denken Menschen, die an sich glauben.

 

 

Du entscheidest über Dein Mindset, ...

Während ein statisches Selbstbild sich in dem Gefühl der Niederlage und der eigenen Ohnmacht verliert, sieht ein dynamisches Selbstbild die gleiche Niederlage als eine Herausforderung, eine Chance. Die Motivation zu lernen und sich zu entwickeln ist sehr ausgeprägt.

Das dynamische Selbst weiß, dass es nicht machtlos irgendwelchen festen Größen ausgeliefert ist. Es hat Ziele, die es aus eigener Kraft erreichen kann. Das Wissen um diese Wirkweise unseres Selbstbildes ist deshalb so wichtig, weil wir uns in dem Moment, in dem wir uns dessen gewahr werden, auch selbst für das eine oder andere Mindset entscheiden können.


... Dein Mindset über Dein Wachstum und Deinen beruflichen Erfolg

Wer eine erfolgreiche Karriere machen möchte, braucht ein dynamisches Selbstbild. Eine erfolgreiche Karriere zu machen bedeutet zuallererst, sich Ziele zu stecken und den Willen zum Erfolg, also zum Erreichen dieser Ziele, zu haben. Sich von Misserfolgen nicht abschrecken zu lassen, sondern konstruktiv damit umzugehen.

Denn es ist klar, dass nicht jeder einzelne Schritt von Erfolg gekrönt sein kann. Niederlagen gehören zum beruflichen Alltag dazu und müssen bewältigt werden, ohne unsere Motivation dauerhaft zu beeinträchtigen. Nach meiner eigenen Erfahrung ist es kein Problem, einen Fehler zu machen, sprich: zu scheitern. Das, worauf es wirklich ankommt, ist die Art und Weise, wie wir damit umgehen und welche Konsequenzen wir aus unseren Erfahrungen ziehen.

 

Wachstum braucht Mut

Menschen mit einem Growth Mindset haben keine Angst vor dem Scheitern. Oder besser: weniger Angst. Auf jeden Fall verstecken sie sich nicht vor ihren Herausforderungen, sondern nehmen sie an, auch wenn es nicht immer leicht fällt und mitunter sogar Mut erfordert.

Sie machen sich sichtbar, denn sie sehen in einer möglichen Niederlage kein abwertendes Urteil über ihre Person. Sie mögen vielmehr die Herausforderung, weil sie wissen, dass sie dabei immer etwas lernen. Genau diese mentale Haltung ist es, die ein kontinuierliches Wachstum ermöglicht, welches wiederum die absolute Voraussetzung für nachhaltigen beruflichen Erfolg ist.

 

Fazit: Mut tut gut!

Wer an sich glaubt und auf seine Fähigkeiten vertraut, wird sich Herausforderungen ganz bewusst und vielleicht sogar mit Freude stellen, um zu lernen und sich zu entwickeln. So ist es möglich, seine eigenen Talente zu entfalten und auszubauen. Mit einer solch positiven Haltung sind dem eigenen Wachstum dann auch erstmal wenige Grenzen gesetzt.

Wer sich durch sein Mindset ständig selbst begrenzt und in jeder Niederlage ein negatives Urteil über seinen eigenen Wert sieht, wird sich selbst nicht viel zutrauen und Herausforderungen scheuen, um nicht zu scheitern. Diese Verhaltensweise verstärkt sich dann durch fehlende positive Erfahrungen selbst und einmal gesteckte Ziele rücken so immer weiter in die Ferne.

Es geht also darum, keine übermäßige Angst vor dem Scheitern zu haben und sich aus dieser Angst heraus zu verstecken. Denn wer sich versteckt, der wird eben auch tatsächlich nicht gesehen. Und wer nicht gesehen wird, wird es mit einer nachhaltig erfolgreichen beruflichen Karriere schwer haben.

Es lohnt sich also, mutig zu sein und sich zu zeigen. Ich habe es ausprobiert und kann mich dafür nicht genug bei mir selbst bedanken. Denn letztlich ist es das größte Geschenk, das ich mir selbst machen konnte.

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