New Work: Der kluge Mix aus neuer und alter Arbeitswelt
Wir sind nicht alle gleich. Und darum reagieren wir auch nicht alle gleich auf solche Modebegriffe wie New Work. Hat so ein Begriff das Potenzial, in der Belegschaft eines Unternehmens eine Kluft entstehen zu lassen und somit die eigentlich beabsichtigte positive Wirkung zu verfehlen? Oder sogar eine unerwünschte und kontraproduktive Dynamik zu entfalten? Und wenn das so ist: Wie kann man solche Probleme vermeiden?
New Work ist nicht für jeden das Gleiche
Im Gegenteil: In unseren Köpfen existieren sehr unterschiedliche Ideen davon. Der Begriff hat etwas von einem Fluidum, ist nicht so leicht zu fassen und in seiner Form sehr wandelbar. New Work hat etwas mit Arbeit, die sich ganzheitlich am Menschen und seinen Bedürfnissen orientiert zu tun. Da wir alle unterschiedlich sind und sehr verschiedene Bedürfnisse haben, kann New Work somit gar nicht für alle die gleiche Form haben.
Meilenstein oder substanzloser Trend?
Der Begriff polarisiert auf jeden Fall: Neben jenen, die darin einen Meilenstein auf dem Weg in eine moderne und wirklich menschenfreundliche Arbeitswelt sehen, gibt es auch jene, die das alles nur für einen modischen Firlefanz halten. Einen hippen, nervigen Trend ohne Substanz, der früher oder später wieder vergehen wird und von dem sie einfach nichts mehr hören wollen – und schon gar nichts damit zu tun haben möchten.
Der Kern der ursprünglichen Idee
Für mich persönlich gelten die folgenden Aspekte als absoluter Kern der ursprünglichen Idee des New-Work-Papstes Frithjof Bergmann:
Neue Arbeit soll so konzipiert sein, dass sie sich an die Bedürfnisse des Menschen anpasst und nicht umgekehrt. Und sie soll Räume für die persönliche Entwicklung öffnen, sodass jeder Mensch sich dorthin entwickeln kann, wo er wirklich mit aller Konsequenz hinwill. Dahin, wo seine Stärken und Leidenschaften liegen. Bergmann spricht davon, dass der Mensch die Möglichkeit haben sollte, das zu tun, was er „wirklich wirklich will“. Denn das wird er mit Leidenschaft, Hingabe und voller Motivation tun.
Innerhalb dieses Bergmannschen Paradigmas verlangt die konventionelle Arbeitswelt (kurz gesagt) vom Menschen, dass er sich gänzlich an sie anpasst. Wann immer es nötig ist, in welcher Form auch immer es verlangt wird. Dass er sich in vorgefertigte Schablonen zwängen lässt und seine persönlichen Bedürfnisse erst nach Feierabend wahrnimmt.
Die Neugierigen und die Skeptiker
In Unternehmen ist es nicht immer einfach, New Work zu etablieren. Es ist unrealistisch anzunehmen, dass eine ganze Belegschaft dieser Idee (sofort) offen gegenübersteht. Es wird immer Mitarbeiter geben, die mit einer positiven Einstellung und Neugier an eine neue Idee herangehen. Genauso wird es immer Skeptiker geben, erst recht bei solchen „Modebegriffen“.
Doch wie wirkt es sich aus, wenn sich ein Unternehmen für New Work entscheidet und entsprechende Methoden einführt, sich aber nicht alle darauf einlassen?
Alt gegen Neu?
Es kann passieren, dass sich in den Köpfen der Mitarbeiter Kategorien bilden, in die sie sich einordnen: neu und alt. Etwa nach dem Motto: „Ich bin absolut pro New Work! “ und „Immer diese Modebegriffe … ich bleibe bei dem, was ich kenne.“
Das alleine erscheint nicht weiter schlimm. Aber gleichzeitig mit dieser Kategorisierung findet auch eine Wertung statt. Neu = gut, alt = schlecht. Und diese Wertungen können eine fatale Dynamik in Gang setzen.
Denn in den Teams führt es dazu, dass die „New-Worker“ sich wertvoll und gebraucht fühlen, während die „Old-Worker“ genau das Gegenteil erleben: Sie fühlen sich weniger wertvoll und nicht mehr oder zumindest viel weniger gebraucht, obwohl es gar nicht der Realität entspricht. Die einen werden also beflügelt und motiviert, die anderen gehen demotiviert in eine Ablehnungshaltung oder sogar in die eigene Abwertung. Ein solches Setting kann man nur als destruktive Dynamik beschreiben und die möchte gewiss kein Unternehmen haben.
Wie kann man solche Probleme vermeiden?
Es ist sehr hilfreich, die Idee Bergmanns heranzuziehen: Ein Mensch soll das tun können, was er mit aller Konsequenz tun will. Und er soll es auf die Art und Weise tun, wie er es braucht, mit Raum für seine persönliche Entwicklung und Entfaltung. Kurzum: Neue Arbeit soll den Menschen stark machen.
Der Begriff New Work ist ein inklusiver Ausdruck, er möchte keine Trennung schaffen. Nicht einmal einen krassen Trennungsstrich zwischen neuer und alter Arbeitswelt ziehen. Jedenfalls nicht in dem Sinn, dass alles Alte per se schlecht ist. Eine neue Arbeitswelt sollte die guten Anteile der alten Arbeitswelt selbstverständlich aufnehmen und einbauen.
Alt und Neu: „Go together“
Insofern möchte und sollte New Work allen Menschen einen guten und konstruktiven Weg in eine bessere Arbeitswelt eröffnen. Unabhängig davon, wie alt sie sind, in welchem Beruf sie arbeiten, wie weit sie in ihrem Ausbildungsstand sind oder wo sie in der Hierarchie eines Unternehmens stehen. Und ebenso unabhängig davon, ob sie der alten Arbeitswelt (noch) sehr stark anhängen.
Es gilt hier das Prinzip, das wir alle aus unserer Schulzeit kennen: Jeder soll dort abgeholt werden, wo er steht und die Möglichkeit haben, in seinem eigenen Tempo voranzugehen. Und jeder, der für sich selbst nützliche und gute „alte“ Anteile in seine persönliche neue Arbeitswelt mitnehmen möchte, weil er sie ganz einfach braucht, sollte dies tun dürfen.
So vermeidet man eine Wertung zwischen diesen beiden Welten, die es ja ohnehin zu verschmelzen gilt.
Fazit
Das Wichtigste, das ich in der Arbeitswelt gelernt habe, egal ob alt oder neu, ist das Folgende: Sei wertfrei. Dir selbst und anderen gegenüber. Denn die tollsten Methoden und Philosophien nützen rein gar nichts, wenn Kollegen sich ständig bewerten und schlimmstenfalls abwerten.
Wertfreiheit fängt im Kopf jedes Einzelnen an, also auch bei mir und bei Ihnen. Wenn wir es schaffen, New Work so inklusiv und ganzheitlich zu verstehen, sollte es für nahezu jeden einzelnen Mitarbeiter möglich sein, seinen Weg in diesen neuen Raum zu finden, ganz angstfrei und ohne Ablehnung.
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