Nach Corona: Neue Arbeitswelt? Neue Chancen?
Vor dem Lockdown im März 2020 aufgrund der Corona-Pandemie galt Home-Office in vielen Unternehmen als Sonderfall und nicht als Normalität. Dies wandelte sich dann drastisch, denn viele Unternehmen wurden durch die Pandemie regelrecht ins Home-Office getrieben. Im Fokus stand, die Mitarbeiter zu schützen, die Infektionszahlen niedrig zu halten, aber gleichzeitig auch das Unternehmen auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten.
Über die Wochen und Monate, vor allem während und kurz nach dem Lockdown, hat sich eine gewisse Normalität eingestellt: Das Zuhause ist auch das Büro geworden, Video-Calls sind „das neue Treffen“ und Privates und Berufliches verschwimmen immer mehr. Dadurch hat sich eine neue Arbeitswelt entwickelt. Doch wird diese neue Arbeitswelt auch nach Corona (COVID-19) bleiben und wie werden wir in der Zukunft arbeiten? Hervorzuheben ist, dass die Situation „nach Corona“ definitiv noch nicht eingetreten ist und es auch noch eine Zeit so bleiben wird. Dennoch ist die bestehende Situation nicht mehr mit der während des Lockdowns zu vergleichen, was sich unter anderem an den schrittweisen Lockerungen sichtbar macht. Werden wir also alle in die Gewohnheiten der alten Arbeitswelt zurückfallen oder werden sich neue Möglichkeiten und damit auch eine neue Arbeitswelt etablieren?
Eine pauschale Antwort möchte ich auf diese Frage gar nicht geben, denn es werden sich, meiner Meinung nach, von Unternehmen zu Unternehmen und auch von Arbeitnehmer zu Arbeitnehmer unterschiedliche Lösungen entwickeln. Vielmehr möchte ich an dieser Stelle Denkanstöße liefern, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer nutzen können, um für sich diese Frage zu beantworten.
“Corona-Homeoffice” ist nicht gleich Home-Office
Die vergangenen Monate waren ein absoluter Ausnahmezustand und sind nicht mit den üblichen Home-Office-Verhältnissen zu vergleichen. Denn es ging nicht nur von 0 auf 100 ins Home-Office, wodurch schnell die notwendigen Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt und zu Hause ein Arbeitsplatz geschaffen werden musste, sondern es herrschten auch sonst vollkommen andere Bedingungen: Die Betreuung der Kinder wurde nicht mehr gewährleistet, der persönliche, soziale Kontakt wurde auf ein Minimum beschränkt und sonstige Aktivitäten, die normalerweise vor oder nach der Arbeit unternommen werden, fielen komplett aus. Was blieb, war eine lange Zeit zu Hause, wo viele Dinge parallel koordiniert werden mussten.
Dies sind nicht unbedingt die besten Voraussetzungen, um das Potenzial bzw. die Machbarkeit eines Home-Office zu testen oder sogar langfristig bewerten zu wollen. Für all diejenigen, die Home-Office strikt ablehnen, empfiehlt es sich, die Einsatzmöglichkeit dieser Arbeitsweise unter gewöhnlicheren Bedingungen zu testen.
Vorteile und Potenziale erkennen und nutzen
Mit einem neuen Arbeitsort sind auch neue Herausforderungen entstanden, wie das Arbeiten und auch Führen auf Distanz. Fragen wie
- „Wie schaffen es Teams, die enge Zusammenarbeit und den Austausch weiterhin im Home-Office aufrechtzuerhalten?“ oder
- „Wie schaffen es Führungskräfte, die Mitarbeiter auf Distanz zu führen und ihnen das notwendige Vertrauen auszusprechen?“
wurden mitunter in den letzten Monaten heiß diskutiert. Jeder hat dabei seine eigenen Erfahrungen machen dürfen, seien es negative oder positive. Doch egal, was für Erfahrungen gemacht wurden, wir können daraus lernen, um das Arbeiten von zu Hause zu „perfektionieren“ und die Vorteile zu erkennen und zu nutzen.
Die extreme Vermischung von Beruflichem und Privatem könnte der eine oder andere in den letzten Monaten auch bemerkt haben: Abschalten ist „nach der Arbeit“ kaum noch möglich, der letzte Blick vorm Einschlafen und der erste Blick nach dem Aufwachen wandert aufs Diensthandy und es wird vielleicht generell einfach länger gearbeitet. Dieser Aspekt kann für den einen oder anderen Mitarbeiter als extremer Nachteil gesehen werden, doch auch dies ist etwas, was sich durch Strukturen, Selbstorganisation und -disziplin einschränken lässt.
Auswirkung auf die Arbeit
Ein überaus wichtiger Aspekt ist, wie sich das Arbeiten von zu Hause aus auf die Arbeit, die Qualität und die Produktivität auswirkt. Auch dies ist von vielen verschiedenen Punkten, wie den Mitarbeitern, der Führungskraft und der Firmenstruktur, abhängig und kann nur individuell beantwortet werden. Sicher ist, Home-Office funktioniert nur, wenn weiterhin die Leistung und das Ergebnis stimmen. Wie im Büro und „normalem“ Arbeitsalltag auch, sind im Home-Office konkrete Aufgaben zu erledigen – wie oder wann diese Aufgaben bearbeitet werden, kann dabei eine nebensächliche Rolle spielen, wenn die Aufgabe im angemessenen/vorgegebenen zeitlichem Rahmen mit gutem Ergebnis und hoher Qualität erledigt wird, oder?
Home-Office: Positives verstärken, Negatives minimieren
Was vermissen wir im Home-Office?
Sicherlich hat jeder von uns verschiedene Dinge, die er im Home-Office vermisst. Sei es das reale Treffen mit den Kollegen, die gemeinsame Mittagspause, das kreative Entwickeln neuer Ideen oder auch der höhenverstellbare Schreibtisch oder bequeme Stuhl. Nun geht es darum Wege zu finden, die Dinge, die wir vermissen ins Home-Office zu holen. Der Schreibtisch oder Stuhl ist dabei vielleicht einfacher umzusetzen als ein reales Treffen mit Kollegen. Doch auch hier gibt es viele Möglichkeiten, wie das zu realisieren ist bzw. wie ein Kompromiss gefunden werden kann.
Was vermissen wir nicht mehr seitdem wir im Home-Office sind?
Neben den Fragen
- Was lief gut?
- Was lief schlecht?
- Was wollen wir im Home-Office ändern?
ist es auch wichtig, sich darüber im Klaren zu werden, was wir zukünftig am „normalen“ Arbeiten nicht mehr möchten. Vielleicht sind durch die Corona-Pandemie Dienstreisen weggefallen und es wurde deutlich, wie wenig man diese Reisen vermisst hat. Oder Unterbrechungen im Büroalltag blieben aus, da man zu Hause alleine gearbeitet hat.
Sich dies bewusst zu machen, hilft dabei zu erkennen, was wir in die neue Arbeitswelt überführen möchten und was wir definitiv nicht mehr bzw. nicht mehr in diesem Ausmaß haben wollen.
„Arbeiten in der Corona-Pandemie – Auf dem Weg zum New Normal“ – was sagen die Anderen?
Jeder Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollte für sich individuell entscheiden, ob nach Corona weiterhin eine Home-Office-Regelung bestehen sollte. Bei der Entscheidung hilft es vielleicht, sich auch mal einen Eindruck zu verschaffen, was andere tun. Dafür dienen an dieser Stelle Auszüge aus der Studie „Arbeiten in der Corona-Pandemie – Auf dem Weg zum New Normal“, die das Frauenhofer IAO gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) im Zeitraum vom 5. bis zum 22. Mai 2020 durchgeführt hat. Dabei wurden Entscheider aus knapp 500 Unternehmen in ganz Deutschland befragt.
Knapp die Hälfte der Befragten (42 %) geben an, dass sie das Angebot an Home-Office auch nach der Corona-Krise ausweiten möchten. Ein in etwa gleicher Anteil der Befragten (44 %) gibt an, dies noch nicht entschieden zu haben. Bei der Annahme, dass nur die Hälfte der Befragten, die noch keine Entscheidung getroffen haben, sich für ein Angebot des Home-Office entscheiden, würden 63 % der Befragten nach der Corona-Pandemie das Home-Office-Angebot ausweiten.
Aufschlussreich sind auch die konkreten Lernerfahrungen der Befragten aufgrund der Corona-Krise. Denn ein Großteil der Befragten gibt an (56 % stimme voll und ganz zu/33 % stimme eher zu), dass sie Home-Office im größeren Umfang umsetzen können als zuvor, ohne dass hieraus Nachteile für das Unternehmen resultieren. Ein nahezu identischer Anteil (59 % stimme voll und ganz zu/30 % stimme eher zu) gibt an, dass sie Dienstreisen zukünftig kritischer hinterfragen, z. B. ob diese nicht auch durch Telefon- oder Videokonferenzen abgewickelt werden können.
Hervorzuheben ist auch die hohe Zustimmung (70 % stimme voll und ganz zu/23 % stimme eher zu), dass ein guter Zusammenhalt und eine starke Kultur gut durch krisenhafte Phasen tragen. Dies verdeutlicht, wie wichtig für Unternehmen eine starke Unternehmenskultur ist, die das Unternehmen durch gute und auch schwierige Phasen trägt. Wenn dabei Home-Office und das damit ausgesprochene Vertrauen zu einer starken Unternehmenskultur beitragen, wäre es doch fatal diese Möglichkeit nicht anzubieten.
Fazit
Ob es „nach Corona“ ein dauerhaftes Arbeiten aus dem Home-Office geben wird, ist nicht pauschal zu beantworten. Durch die Corona-Pandemie waren die Firmen gezwungen, die Arbeit aus dem Home-Office zuzulassen bzw. anzubieten. Dabei hat jeder seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht. Wichtig ist, dass die gewonnenen Erkenntnisse genutzt werden, um das Arbeiten von zu Hause aus zu verbessern, zu überarbeiten und dann auch hoffentlich nach Corona anzubieten. Es bleibt also weiterhin spannend, wie wir in Zukunft arbeiten werden.
Ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass wir bei der infinitas GmbH auch vor der Corona-Pandemie die Möglichkeit des Arbeitens aus dem Home-Office hatten. Die Geschäftsführung und Führungskräfte sprechen uns das Vertrauen aus, selbst zu entscheiden, von wo wir unsere Arbeit am besten erledigen können. Dadurch konnten wir den Wechsel ins dauerhafte Home-Office während der Pandemie sehr schnell regeln.
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